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Festvortrag zum 825jährigen Jubiläum von Michael Dittmann

825 Jahre Kirche in Rensefeld - Festvortrag 20. Januar 2001

Meine sehr verehrten Damen und Herren!

Ich begrüße Sie alle ganz herzlich zu dem Vortrag "825 Jahre Kirche in Rensefeld". Dieser Vortrag wird im Rahmen ihrer Festwoche gehalten, die mit dem heutigen Sonntag ihren vorläufigen Abschluß findet. Er ist auch als Ergänzung zu der Ausstellung im Gemeindehaus gedacht, die Sie vielleicht schon gesehen haben oder sich noch ansehen werden. Ein Rückblick auf 825 Jahre Kirche in Rensefeld  ist eine Betrachtung von Geschichte und Entwicklungen im Wandel der Zeit.

Als Frau Tank bei mir anfragte, ob ich den Vortrag übernehmen möchte, hab ich gern "Ja" gesagt und bei der Beschäftigung mit der Geschichte habe ich viel Neues erfahren, auch einiges über die Ratekauer Kirche, in der ich -  wie Herr Faasch hier bei Ihnen -  die Kirchenführungen übernommen habe. Ich diesem Zusammenhang möchte ich im Vorweg Herrn Faasch sehr herzlich danken für seine Unterstützung in der Vorbereitung.

825 Jahre - sind eine lange Zeit, manch eine Episode dieser Geschichte ist Ihnen bestimmt vertraut, manch eine möglicherweise noch nicht. Ich möchte versuchen, Ihnen heute ein Gesamtbild der 825 Jahre zu vermitteln, wobei ich auch Ereignisse über Rensefeld hinaus aufgreifen werde, sofern selbige Bedeutung für unser Thema haben. Das betrifft vor allem die Zeit vor und während der Gründung der Kirche.

Bevor wir nun gleich in das Thema einsteigen noch eine kurze Anmerkung. Sie betrifft die Ortsnamen. Ich habe mich für den Vortrag dafür entschieden, die heutigen Ortsnamen zu verwenden, vor allem, um Sie nicht zu verwirren, denn wer kennt schon alle alten Namen, die ein Ort je gehabt hatte. Im Übrigen ist die Frage, wann welcher Ort welchen Namen trug für unsere Betrachtung heute nicht von Bedeutung.

Beginnen wir nun im 9. Jh.. Der Bau der Rensefelder Kirche steht in engem Zusammenhang mit der Geschichte Alt-Lübecks. Die Burg und Siedlung Alt-Lübeck ist eine slavische Gründung aus dem 9.Jh. an dem Zusammenfluß von Schwartau und Trave. Die beiden Flüsse bildeten hier eine Halbinsel.

Kaiser Otto I. begann um das Jahr 950 herum mit der Slavenmission im Osten und Nordosten seines Reiches. So gründete er mehrere Missionsbistümer, unter anderem das Bistum Oldenburg in Holstein. Von hier aus sollte das Christentum in das Land gebracht werden, wobei zunächst versucht wurde, die Fürsten und Könige der Slaven, vor allem der Obodriten und Wagrier,  zu taufen.

Um das Jahr 1000 entstand die erste Kirche in Alt-Lübeck, gewissermaßen die Vorläuferin der Rensefelder Kirche. 1066 wurden zunächst alle christlichen Bemühungen bei einem Aufstand der Slaven vernichtet.

Mit dem Wirken Vicelins begann ein neuer Abschnitt der Christianisierung Wagriens. Um 1120 wurde auch die Kirche Alt-Lübecks wieder aufgebaut als Feldsteinkirche. In einem erneuten Schicksalsschlag aber wird 1138 Alt-Lübeck bei innerslavischen Auseinandersetzungen erobert und zerstört, auch die Kirche.

Als 1143 Adolf II. von Schauenburg Graf von Holstein und Storman wird, intensivieren sich die Bemühungen um Christianisierung und um Ansiedlung germanischer Bevölkerungsgruppen in dem nur spärlich besiedelten Land. 1148 wird dann Vicelin als Bischof im Bistum Oldenburg eingesetzt.

In dieser Zeit begann auch die Anlage einer neuen Siedlung Lübeck zwischen Wakenitz und Trave, an der Stelle der heutigen Altstadt. Es war die erste deutsche Siedlung in Lübeck. Ein Teil der Bevölkerung von Alt-Lübeck ließ sich hier nieder.

Bischof Vicelin begann nach 1148 mit der Planung von Kirchenbauten in seinem Bistum. 1151 begann der Bau der Kirche in Bosau am Plöner See. Vicelin lag ebenso der Wiederaufbau der Alt-Lübecker Kirche am Herzen, möglicherweise hatte er dabei schon an Rensefeld gedacht.

Als 1154 Gerold neuer Bischof wird, behält dieser die Linie Vicelins bei und gründet neue Kirchen, so 1156 in  Lütjenburg, Süsel und Ratekau.

Nach einer abermaligen Zerstörung Lübecks gründet dann Heinrich der Löwe die Stadt erneut im Jahr 1159, und 1160 wird der Bischofssitz von Oldenburg nach Lübeck verlegt. In den 60er Jahren des 12. Jh. wurden daraufhin in Lübeck mehrere große Kirchenbauten in Angriff genommen, der Dom, die Marienkirche und auch die Petrikirche. Da Gerold viele Dinge in Vicelins Sinn umsetzen wollte, kümmerte er sich wohl auch um den Aufbau der Nachfolgekirche für Alt-Lübeck in Rensefeld. Rensefeld war damals ein typisches Runddorf, in dem die Hofstellen rund um Kirche und Anger  - Dorfplatz - gruppiert waren. Möglicherweise befand sich an dem ausgewählten Standort bereits eine kleine Taufkapelle, neben der die neue Kirche gebaut wurde.  Es ist davon auszugehen, daß in den gleichen Jahren wie in Lübeck die Kirche in Rensefeld langsam Gestalt annahm, vermutlich als Feldsteinkirche, mit ähnlichem Grundriß und in gleicher Bauweise wie die Vicelinkirchen Ostholsteins. Da die Kirche von Anfang an einen Turm hatte, hing dort vermutlich bereits eine Glocke. Wann genau die Kirche fertig wurde, ist uns leider nicht überliefert, am wahrscheinlichsten ist das Jahr 1163. Die Kirche wurde nach den beiden Heiligen St.Fabian und St.Sebastian benannt, Märtyrer der frühen Kirche des 3. Jh., deren Namenstag  der 20. Januar ist, der 1163 auf einen Sonntag fiel.  Geweiht wurde die Kirche vermutlich von Bischof Konrad I. , Gerolds Nachfolger. Zum Kirchspiel gehörten neben Rensefeld vermutlich die Dörfer Kleinmühlen, Schwartau, Pohnsdorf, Parin, Horsdorf, Steinrade, Stockelsdorf, Vorwerk, Krempelsdorf und Schönböcken. Im Vergleich zu heute also ein flächenmäßig großer Gemeindebezirk.

Die erste urkundliche Erwähnung der Kirche findet sich im Jahr 1177.  In dieser Urkunde ist bereits von der Kirche in Rensefeld die Rede. Sie muß also schon ein paar Jahre alt sein und als Kirche hier im Ort bekannt sein. In besagter Urkunde wird die Hälfte des Dorfes dem Lübecker Domkapitel übertragen, die andere Hälfte dem 1173  in Lübeck gegründeten Johanneskloster der Benediktinermönche.  In der Urkunde wurden 30 Hufen, also volle Hofstellen, und damit verbundene andere Stellen aufgeteilt.

1177, d.h., das Jahr an dem wir  unser heutiges Jubiläum ausrichten, ist also nicht das Gründungsdatum der Kirche,  aber deren erste historische Faßbarkeit.

Allzu lange freilich hatten die Rensefelder keine Freude an ihrer neuen Kirche. 1234/35 wurde das Dorf in eine Auseinandersetzung zwischen der Stadt Lübeck und dem Dänenkönig Waldemar im Verein mit Graf Adolf III. hineingezogen. Es ging um die Burg Travemünde, die Lübeck gerne hätte, Adolf III. aber hatte und behalten wollte. Lübecker Landwehr marschierte gen Travemünde, wurde aber abgewiesen. Auf dem Rückmarsch kamen die Truppen durch Ratekau und plünderten die Kirche, in Rensefeld aber plünderten sie nicht nur, sondern legten  die Kirche zusätzlich in Schutt und Asche. Die Rensefelder konnten wieder von vorn anfangen mit dem Bauen. Die Apsis überstand die Zerstörung, sie ist damit der älteste Teil des heutigen Gebäudes. Die Kirche wurde nun im spätgotischen Stil errichtet und im wesentlichen aus Backsteinen, der typischen Bauweise der Gegend. Außerdem wurden die beiden Seitenschiffe neben dem Chor angebaut, so daß der Grundriß der Kirche nun an ein Kreuz erinnert. Um 1290 herum war die Kirche wieder fertig errichtet und wurde erneut geweiht. Die Weihe nahm diesmal Bischof Burghard von Serken vor. Zu diesem Bischof gibt es noch mehr zu berichten, da Burghard zeitweise Rensefeld als seine Bischofskirche verwendete.

Das 12. Jh. war insgesamt gesehen geprägt durch den Aufbau landesherrschaftlicher Rechte in den einzelnen Territorialstaaten des Deutschen Reiches und in den größer werdenden Städten. In Lübeck prallten so die Interessen des Rates der Stadt und die des Bischof aufeinander.  Im Zuge dieser Streitereien zog Bischof Burghard sich nach Rensefeld zurück und verhängte von hier aus 1277 den Kirchenbann über Lübeck, d.h. er verbot den Lübeckern alle kirchlichen Handlungen. Der Bann sollte freilich nicht überbewertet werden, da der Bischof keinerlei Machtmittel besaß, ihn durchzusetzen, und die Lübecker sich nicht um ihn kümmerten. Der Streit mit Lübeck wurde dann auch friedlich beigelegt.

Rensefeld war in dieser Zeit auch bischöflicher Gerichtsort, ettliche Gerichtsurkunden sind hier ausgestellt worden. Unter diesem Bischof war Rensefeld das letzte Mal Bischofskirche, danach bauten die Lübecker Bischöfe in Eutin eine Residenz und hielten sich meist dort auf und nicht mehr in Lübeck.

Die folgende Zeit bis zur Reformation ist ein Zeitraum für den wir kaum Informationen über die Kirche und Rensefeld haben. 1349 erfahren wir aber, daß im Turm zwei Glocken hängen. Wir wissen auch von der Anschaffung des Kruzifixes um 1500, welches heute noch in der Kirche zu sehen ist.

Die Durchführung der Reformation, d.h. die Abkehr von der katholischen und die Hinwendung zur evangelischen Lehre erfolgte im Bistum Lübeck und damit auch in  Rensefeld erst relativ spät. In der Stadt Lübeck predigten seit etwa 1523 die ersten Anhänger Luthers die neue Lehre. Diese fand schnell Verbreitung und Akzeptanz, vor allen in der Bevölkerung, der Rat war zunächst ablehnend. Aber bereits 1530/31 wurden in allen Kirchen evangelische Gottesdienste gefeiert und Johannes Bugenhagen erarbeitete eine neue Kirchenordnung, die 1531 eingeführt wurde. Damit wurde nur noch im Dom, der Bischofskirche, eine katholische Messe gelesen.  Die Lübecker Bischöfe stemmten sich gegen den Protestantismus in ihrem Territorium, weil sie katholische Reichsfürsten waren und von der alten Lehre nicht abweichen wollten. In den folgenden Jahren nahm aber der Druck auf die Bischöfe, vor allem seitens der evangelischen Herzöge von Schleswig-Holstein, zu.  Diesem Druck konnten sich die Bischöfe auf Dauer nicht entziehen.

1561 wurde Eberhard II. von Holle neuer Bischof von Lübeck, der sofort energisch die Einführung der Reformation betrieb und damit wurden das Bistum und Rensefeld endlich auch evangelisch.  Die Lübecker Bischöfe blieben aber als evangelische Bischöfe auch geistliche Reichsfürsten, ein, bis auf die zeitweilige Ausnahme in Osnabrück, im Deutschen Reich einmalige Konstruktion. Rensefeld selber bekam 1575 den ersten evangelischen Pastor, Samuel Barth. Seitdem hat es in Rensefeld 33 Pastoren gegeben. Die heutigen Pastoren Astrid Tank und Mathias Kiehn  sind die Pastoren Nummer 34 und 35.

Für die Zeit von der Reformation bis heute sind wir besser mit Daten versorgt, vor allem,  was die Bautätigkeit in und um die Kirche anbelangt, aber auch über viele Einrichtungsgegenstände. Um 1600 kamen die Kronleuchter aus Gelbguß in die Kirche. Der eine Leuchter ist mit dem Doppeladler geschmückt, er symbolisiert die Verbundenheit mit Lübeck, da auch Lübecker Dörfer mit zum Rensefelder Kirchspiel gehörten.

1606 wird die Kirche wieder einmal geplündert, vermutlich von Lübeckern. Hierzu wissen wir ergänzend, daß das Abendmahlsgerät vorher in Sicherheit gebracht werden konnte.

Vier Jahrzehnte später 1646 wurde dann in der Rensefelder Kirche einiges angeschoben. Es wurde ein neues Pfarrhaus gebaut, das dritte seit Gründung der Kirche. Über das Aussehen der ersten Pfarrhäuser ist nichts bekannt.

Auch der Bau einer neuen Orgel fällt in diese Zeit, finanziert durch den Verkauf eines Hauses und Spenden von Bischof Johann, auch als Bischof Hans bekannt, dem Lübecker Domkapitel und Gemeindemitgliedern. Letztere gaben 103 Taler und 8 Schillinge, insgesamt kostete die Orgel 300 Mark lübscher Währung. Am Michaelistag 1647 konnte die Orgel eingeweiht werden, und wurde zum ersten Mal in einem Gottesdienst gespielt.

Ebenfalls 1646 wurde auch der Hochaltar für die Kirche angefertigt und aufgestellt. Von diesem Altar sind heute nur noch vier Holzfiguren erhalten, zwei Seitenfiguren und zwei kleinerere Aufsatzfiguren. Die Seitenfiguren Johannes der Täufer und Moses stehen heute in der Taufkapelle bzw. bei der Treppe zur Kanzel, die Aufsatzfiguren Petrus und Paulus stehen links und rechts der Apsis.   Der Altar wurde 1964 aus der Kirche entfernt.  Für diesen Altar wurden bis zum Ende des Jahrhunderts noch eine ganze Reihe von Gegenständen von der Gemeinde angeschafft oder  von Privatpersonen gestiftet. Auch später kommt es immer wieder zu Stiftungen für den Altar und seine Ausstattung. Eine Altarbibel wird 1680 gestiftet, sie wird zwar  nicht mehr benutzt, hat sich aber über die Zeit bis heute erhalten. Ein Jahr später wird eine Altardecke angeschafft. Ein Abendmahlskelch kommt 1685 dazu und im Jahr 1698 werden nochmals eine Altardecke und dann ein Paar Altarleuchter für den Hochaltar gespendet.

1647 bekam der Turm eine Zeigeruhr, nachdem bis damals eine Sonnenuhr die Zeit anzeigte, falls es nicht gerade regnete. Diese erste Zeigeruhr besaß nur einen Zeiger, der die Stunden anzeigte und   schlug noch nicht die Zeit an.

Seit  diesen Jahren , um 1650, werden in Rensefeld die ersten Kirchenbücher geführt. Aus ihnen erfahren wir z.B., daß in jenen Jahren etwa 70 Kinder geboren und getauft wurden. Wie hoch in dieser Zeit die Kindersterblichkeit war und wie viele von diesen Kindern älter erwachsen wurden, erfahren wir aus den erhaltenen Unterlagen aber nicht.

Eine neue Kanzel bekam die Kirche im Jahr 1672.  Es ist die heutige barock gestaltete Holzkanzel, die die vier Evangelisten zeigt. Der  Schalldeckel der Kanzel stammt wohl noch von der alten Kanzel, er datiert aus dem 16. Jh..

In dem Jahr 1673 ist für uns die Existenz einer Küsterschule das erste Mal nachweisbar. Aus diesem Jahr datiert ein Erlass des Lübecker Bischofs August Friedrich aus Eutin, in dem er die Einrichtung von Küsterschulen anordnet. Wir wissen, das hier in Rensefeld die Schulstelle mit der Organistenstelle verbunden war, und zwar bis in das 20. Jh. hinein. Vermutlich wurde aber bereits lange vorher von den Pastoren unterrichtet, jeweils am Sonntag nach dem Gottesdienst, eine Art von Sonntagsschule. Wahrscheinlich wurde hier vor allem die Bibel und der Katechismus von Luther gelesen.

Weiter wurde in dem Jahr 1687   von den Bauern aus Rensefeld ein Kirchenschatz eingesammelt, der Kirchenschoß genannt wird. Es kamen 25 Taler und 56 Schillinge zusammen, zu welchem Zweck entzieht sich aber  leider unserer Kenntniss.

1688 ist dann das Kruzifix ausgebessert und neu bemalt worden.

Für 1694 findet sich dann die erste gesicherte Aufstellung der Dörfer, die zum Kirchspiel Rensefeld gehören. Es sind die Ortschaften: Rensefeld, Kleinmühlen, Schwartau, Pohnsdorf, Cleve, Parin, Horsdorf, Steinrade, Stockelsdorf, Vorwerk,   Kaltenhof, Landwehr, Eckhorst, Krempelsdorf und Schönböcken. Insgesamt soll es hier damals 293 Einwohner gegeben haben. Vermutlich im Zusammenhang mit dieser Aufzählung sind um 1700 die Namen aller Dorfschaften des Kirchspiels an der Brüstung der Empore angebracht worden.

Gegen Ende des Jahrhunderts war dann der Turm an der Reihe. 1693/94 begannen die Arbeiten. Der Turm wurde praktisch neu gebaut und diesmal mit Feldsteinen, statt einer reinen Ziegelkonstruktion wie bisher. Der eckige Grundriß wurde aber beibehalten. Für den Turmbau gibt es noch ein paar interessante Zahlen, die den Umfang der Leistungen betreffen, die die Bauern aus den Dörfern für die Kirche zu erbringen hatten. So mußten  die neun Horsdorfer Hufner 1693/94 insgesamt 80 Fuhren an Kalk aus Segeberg und Steinen zum Turmbau durchführen. So eine Tour nach Segeberg mit einem Ochsengespann dauerte damals bestimmt zwei Tage, kostete die Bauern also viel Zeit. Die fünf Pohnsdorfer Hufner mußten 51 Fuhren, die 17 Groß Pariner Hufner 161 Fuhren und die sieben Klein Pariner Hufner 90 Fuhren durchführen. Alle diese Fuhren mußten natürlich unentgeltlich durchgeführt werden.

Der Feldsteinturm stellte sich als nicht besonders stabil und lange haltbar heraus. Viele Reparaturen wurden  seither bis heute fällig. Nach den Baumaßnahmen kamen 1694  die Glocken erst einmal wieder in den Turm . 1702 bekam der neue Turm auch eine neue Uhr,  und zwar eine mit zwei Zeigern und jetzt endlich mit Schlag. 1704 mußte die große Glocke umgegossen werden. Es gab zu diesem Zeitpunkt drei Glocken im Turm.

Um 1700 ist dann das Fürstbischöfliche Wappen des Lübecker Bischofs in die Rensefelder Kirche gekommen, in der Regierungszeit von Bischof August Friedrich, der wie alle Bischöfe seit 1586 aus dem Hause Schleswig-Holstein-Gottorf stammte, dem Haus, aus dem auch die Herzöge von Schleswig - Holstein und die Dänischen Könige stammten.

Bis in die Zeit um 1700 bewirtschafteten die Pastoren das Pfarrland noch selber, danach ist das Land größtenteils verpachtet worden. Für die Verpachtung und das Eintreiben der Pacht war aber der Pastor selbst verantwortlich.

1710 wird von einem Kaltenhöfer Amtsschreiber, Rensefeld gehörte damals zum Amt Kaltenhof, einem Verwaltungsbezirk des Bistums Lübeck, das Rensefelder Erdbuch verfaßt. In diesem Buch werden genaue Angaben zu den Eigentumsverhältnissen und den Bewohnern Rensefelds gemacht. Auch die Berufe derer, die nicht Landwirte sind, werden genannt, im Gegensatz zu der Liste von 1694, die nur die Zahlen nennt. Wir erfahren, das Rensefeld 42 Einwohner hatte, davon 8 Hufner. An Berufen der Einlieger werden u.a. genannt: Schmiede, Schlachter, Weber und Schneider. Die 42 genannten Einwohner sind natürlich nur die erwachsenen und arbeitsfähigen Männer Rensefelds, die Frauen, Kinder und die nicht mehr arbeitsfähigen Alten sowie Knechte und Mägde  müssen noch dazu gerechnet werden, so das Rensefeld bestimmt auf 200 - 300 Einwohner gekommen ist. In diesem Erdbuch sind auch die Abgaben verzeichnet, die an den Pastor und an den Organisten, der auch Küster und Schulmeister ist, abzugeben sind. Der Pastor etwa erhält von jedem Hufner einen Scheffel Roggen jährlich. Wir erfahren auch zum ersten Mal schriftlich, daß der Organist den Schuldienst versieht.

In dem Jahr 1730 müssen die beiden größeren Glocken erneut umgegossen werden. die Kleine bleibt wie sie ist.

1743 ist das erst 100 Jahre alte Pastorat so baufällig geworden, daß es abgerissen und neu gebaut werden muß. Das Pastorenwitwenhaus wurde ebenfalls jetzt gebaut. Zu diesen Baumaßnahmen müssen die Bauern wieder einmal zusätzliche Dienste für die Kirche verrichten. Ebenfalls in diesem Jahr wurden wieder Reparaturen am Turm fällig, und 1748 wird der Kirche eine silberne Taufschale gestiftet.

Wie für viele andere Kirchen im 18. Jh., wurde für die Rensefelder Kirche 1760/61 ein Taufengel angeschafft. An den Kosten dafür beteiligte sich auch eine Privatperson aus der Gemeinde, die sich damit  Rechte an einem bestimmten Platz in der Kirche sichern wollte. Im Laufe des 18. Jh. war in Rensefeld, wie  in vielen anderen Kirchen in Schleswig - Holstein, durch die wachsende Bevölkerung allmählich ein Platzproblem entstanden, es  gab mehr Leute, die zum Gottesdienst wollten, als die Kirchen fassten. Hinzu kam noch, das viele Großbauern, reiche Handwerker und Kaufleute für sich und ihre Familien einzelne Sitze oder Bänke mieteten, die dann auch nur von ihnen benutzt werden durften, auch wenn diese Familie einmal nicht zum Gottesdienst erschien. Um mehr Platz zu schaffen wurden zusätzliche Emporen gebaut, oder bestehende aufgestockt, so auch im Altaraum, wo dann aber die Taufbecken im Weg waren. In diesen Fällen stellten sich die Taufengel als Alternative dar, man konnte sie wegstellen, oder aufhängen und bei Nichtgebrauch unter die Decke ziehen. Engel stellte man sich als Mittler zwischen Gott und den Menschen vor, so symbolisieren sie in der Taufe die Gegenwart Gottes.

So bekam also auch Rensefeld  einen Taufengel mit Flügeln, der in die Kirche gehängt wurde. Bis wann der Engel in der Kirche als Taufe benutzt wurde ist nicht genau bekannt, vermutlich bis an das Ende des 19. Jh.. 1906 gab es aber schon eine andere Taufe, 1926 lag der Engel schwer beschädigt auf dem Dachboden der Kirche. Bei der Renovierung 1964 kam er schließlich ins Schwartauer Museum, wo er 1998 vollständig restauriert und in seinen vermuteten Originalzustand versetzt wurde. Im Museum befindet sich der Engel noch heute.

Zum Ende des Jahrhunderts 1781 sind dann zwei neue Glocken gegossen worden, und zwar aus den alten Glocken. Offenbar war der alte Guß schadhaft   und mußte erneuert werden. Diese Aktion kostete 1031 Taler, die die Gemeinde bezahlte.

Die großen Umwälzungen im deutschen Reich gleich zu Beginn des 19. Jh., betrafen auch Rensefeld . Infolge des Krieges gegen Frankreich unter Napoleon kam es 1803/1804 zu der Säkularisation aller bestehenden geistlichen Territorien durch den sogenannten Reichsdeputationshauptschluß.  Damit endete die Zeit der Bischöfe als regierende Fürsten, für das Bistum Lübeck bedeutet dies das Ende der geistlichen Herrschaft. Das Bistum wurde in ein Fürstentum umgewandelt. Da der letzte Bischof von Lübeck, Peter Friedrich, gleichzeitig der Herzog von Oldenburg in Oldenburg war, behielt er das Gebiet des Bistums als Fürst von Lübeck. Rensefeld gehörte nun also zu einem Fürstentum. Auch als Fürst blieb Peter Friedrich weiterhin die oberste Kirchenleitung und war letzte Endscheidungsinstanz. Die geistliche Leitung lag bei einem Superintendenten (mit einem Propsten zu vergleichen ), der ein ausgebildeter Geistlicher war, was der Fürstbischof oder dann der Fürst selbstverständlich nicht waren.

Im Herbst des Jahres 1806 erreichte der Krieg dann Rensefeld ganz direkt, als General Blücher mit seinen Preußen von Lübeck nach Ratekau hier durchkam und anschließend die Franzosen einrückten. Die Kirche wurde hierbei in Mitleidenschaft gezogen und geplündert. Möglicherweise wurde in dieser Zeit, wie in Ratekau, der Taufengel beschädigt, um dann später in der Versenkung zu verschwinden,  ohne repariert zu werden, da er nicht mehr gebraucht wurde.

Für den Altar der Kirche sind um 1820 noch einmal zwei wertvolle Gegenstände gestiftet worden. Zum einen von dem Fürst von Lübeck eine Altardecke und von dem Grafen Rantzau, dem Kaltenhöfer Amtsschreiber, eine Altarbibel, die es heute noch gibt.

1830 und noch einmal 1845 mußte die große Glocke aus dem Turm zum wiederholten Male umgegossen werden, weil die Glocke ständig brach.

Aus den Kirchenbüchern entnehmen wir, das in den ersten Jahren des 19. Jh. im Kirchspiel Rensefeld jährlich 200 Kinder geboren und getauft werden, vor allem in Schwartau und Stockelsdorf, die schneller wachsen als der Ort Rensefeld. 1819 hatte Rensefeld 293 Einwohner, die in 39 Wohnhäusern lebten. Die 60 Kinder des Dorfes wurden in der Küsterschule des Organisten Wilms unterrichtet.Durch das Anwachsen der Bevölkerung und damit der Anzahl der Kinder, war 1829 ein Schulneubau nötig geworden. Es wurde eine relativ große Schule. Auch ist jetzt nicht mehr nur allein der Organist als Lehrer tätig, sondern es gibt auch staatlicherseits Lehrer.

Aus den 40er Jahren gibt es eine Schilderung eines Kirchganges im Mai, den ich ihnen, wenn auch gekürzt, nicht vorenthalten möchte, da solche Stimmungsberichte selten sind: "Als ich in die Rensefelder Allee abbog, da mußte ich ankämpfen gegen den Wind und einen Regen von Sand, Staub umd Blättern. Der Fußweg auf der Rensefelder Seite ist so, daß man hier acht Monate lang nicht ohne nasse Füße durchkommt. Wäre nicht dieser öde, kahle Sandweg, wäre der Kirchgang eine Lust, jetzt ist er aber eine Last. Von der Predigt wurde ich wahrhaft erbaut, aber als der Segen erteilt war, da begann etwas, was mich weniger erbaute. Da waren die Gebete für die Schwartauer Brandkasse, für eine Menge Wöchnerinnen mit lebendigen und totgeborenen Kindern, sodann für Brautpaare mit Vornamen und Zunamen, auch der beiderseitigen Eltern mit deren sämtlichen Geburtsdaten und -orten. Da war es mit der Andacht dahin. Es wurde geflüstert, gelächelt, je nachdem man die Brautwahl passend oder unpassend fand. Aber es wurde noch schlimmer, als der Prediger damit begann, verschiedene Auktionen von Haus- und Küchengeräten anzukündigen. Was für eine unsinnige Verlängerung des Gottesdienstes." Soweit dieser Bericht.

1847 war eine erneute Reparatur des Turmes fällig und der Turm bekam eine neue, um ein Meter höhere Spitze. 1854 wurde dann über einen Neubau des  Turmes diskutiert, es gab sogar schon einen Plan, ausgeführt wurde er allerdings nicht, und der Feldsteinturm blieb erhalten.

In den zwanziger Jahren jenes Jahrhunderts wurde dann der alte Friedhof rund um die Kirche allmählich zu klein, die Toten mußten bereits zwei- und teilweise dreifach übereinander bestattet werden. Das neue Friedhofsgelände wurde an der alten Sandkoppel erschlossen, wo es sich heute noch befindet. Früher als gedacht mußte es bereits 1832 eingeweiht werden, weil eine Cholera Epidemie Rensefeld heimsuchte, und die ersten Toten, die hier begraben wurden der Krankheit zum Opfer gefallen waren. Die neue Friedhofsordnung wurde am 7. Januar 1858 in Kraft gesetzt. Ein Eigentumsgrab kostete zu der Zeit  übrigens 4,80 Mark.

1865 mußte eine neue Orgel für die Kirche gebaut werden. Sie wurde von dem Orgelbauer Schultze aus Paulinzelle für 800 Taler gebaut. Es war eine kleine Orgel mit nur einem Manual, die zur Begleitung des Gottesdienstes ausreichte, aber keine gehobenen Ansprüche erfüllte. Immerhin sollte sie rund 100 Jahre ihren Dienst in der Kirche versehen.

In den 60er Jahren begann dann auch die Rensefelder Gemeinde zu wachsen, so daß 1868/9 ein zweiter Pfarrbezirk Rensefeld-Süd eingerichtet wurde, zu dem Stockelsdorf und die Lübecker Gemeindeteile gehörten. Um 1865 gab es den ersten Gemeindekirchenrat, der Vorläufer unserer heutigen Kirchenvorstände.

Für das Jahr 1870 ist in unserer Chronik eine Renovierung des Hochaltars vermerkt. Er bekam jetzt ein neues Madonnenbild. Die Kosten von 180 Talern für diese Aktion wurde von neuen Gemeindemitgliedern bezahlt, die aus Lübeck nach Rensefeld eingepfarrt worden waren.

Im Jahr 1894 wurde eine neue Altardecke hergestellt und zwar von "Schwartauer Frauen und Jungfrauen", wie es in dem entsprechenden Bericht heißt. Offensichtlich war dieser Umstand sehr ungewöhnlich, da er sich ansonsten in keinem Bericht findet.

1882 war dann schon wieder eine Reparatur des Turmes fällig, der Feldsteinturm  des Jahres 1694 erwies sich damit erneut als sehr reparaturanfällig. 1890 erhielt der neuen Friedhof eine eigene Kapelle, die der    Rentner F. Frank erbauen und ausschmücken ließ. Der Friedhof ist im selben Jahr auch noch vergrößert worden. Beeindruckend fand ich, das von 1808 bis 1911 Mitglieder der Familie Krohn als Totengräber und Kirchendiener ununterbrochen im Dienst der Rensefelder Kirchengemeinde tätig waren. Beide Ämter lagen also über 100 Jahre in einer Familie.

Stockelsdorf wurde dann 1899 eine eigenständige Gemeinde. Die lübeckschen Gemeindeteile gingen in dortige Gemeinden auf. Ein Jahr später, 1900 hat Rensefeld 1429 Einwohner, das gesamte Kirchspiel 2493 Einwohner.

Die Pastoren des Fürstentums Lübeck, also auch die Rensefelder, waren zu dieser Zeit noch für die Kontrolle des Religionsunterrichtes an den Schulen verantwortlich, und sie mußten darüber an die großherzogliche Regierung in Oldenburg Berichte schicken. Eine ganze Anzahl von Erlassen und Rundbriefen aus Oldenburg gibt darüber Auskunft, daß diese Berichte allerdings oftmals gar nicht oder ohne ausreichende Kontrolle des Unterrichts verfasst wurden.

Ein zweiter Pfarrbezirk für Schwartau wurde 1912 gebildet. Schwartau gehörte trotzdem weiterhin zur Kirchengemeinde Rensefeld.

Die drei bronzenen Glocken im Turm gingen der Gemeinde 1914 verloren,  als die abmontiert und eingeschmolzen wurden, - Bronze für den Krieg - das Schicksal vieler Glocken in Deutschland.

Nach dem ersten Weltkrieg 1919 kam es zu der Trennung von Staat und Kirche in der Weimarer Republik, das bedeutete, daß der Großherzog von Oldenburg nicht mehr die Kirchenleitung innehatte. Es entstand nun - mit einem Superintendenten an der Spitze - die selbständige Landeskirche Eutin, zu der auch Rensefeld gehörte. Das Gebiet der neuen Landeskirche umfasst in etwa das des ehemaligen Fürstentums beziehungsweise Bistums Lübeck. - Ich finde es immer wieder spannend, daß sich in den heutigen Grenzen des Kirchenkreises vor allem bei den Kerngebieten um Eutin noch Grenzziehungen wiederspiegeln, die sich teilweise bis auf das 12 Jahrhundert zurückführen lassen.

In dem  Jahr 1921 kamen zwei neue Eisenglocken in den Turm. Als Ersatz für die alten Bronzeglocken. Im dem selben Jahr  wurde der Posaunenchor in Rensefeld gegründet. Er bildete sich aus dem CVJM in der Gemeinde und wurde von Paul Jahnke geleitet.  Anfang der 30er Jahre wurde die erste hauptamtliche Organistin eingestellt, die nicht mehr - in der alten klassischen Verbindung - als Lehrerin tätig war.

Für das Jahr 1932 habe ich noch ein wenig Gemeindestatistik hier für die Rensefelder Kirchengemeinde gefunden. So gab es in diesem Jahr 3525 Gemeindemitglieder. Die Zahl der Mitglieder blieb bis 1938 ziemlich konstant auf dieser Höhe. 1932 gab es 51 Taufen, 29 Trauungen und 26 Beerdigungen. Bei der Konfirmation wurden 32 Jungen und Mädchen eingesegnet. Insgesamt nahmen 768 Personen am Abendmahl teil. Das Problem der Austritte aus der Gemeinde gab es schon damals, 18 Personen traten aus der Kirche aus.  1938 kamen 2305,85 Reichsmark an Kollekten für gesamtkirchliche Aufgaben zusammen, in 1939 2167,04 Reichsmark.

Es erwies sich als schwierig, an Informationen für die Zeit von 1933 - 1945 zu kommen. Ich habe aber folgendes gefunden.  Pastor Zietz wurde 1934 nach Curau versetzt, weil er sich gegen die Deutschen Christen wandte, er hielt sie für eine Bewegung, die das Christentum verläßt,  und die  Benutzung von kirchlichen Räumen durch    NS - Organisationen untersagen wollte.

Im April 1945 beerdigte Pastor Bünz drei erschossene KZ - Häftlinge auf dem Rensefelder Friedhof, trotz eines offiziellen Verbotes. Diese Toten stammten von dem Todesmarsch der KZ - Häftlinge von Neuengamme nach Neustadt.

Nach dem Krieg wuchs die Kirchengemeinde Rensefeld rasch an, auch durch die Ansiedlung von Flüchtlingen, die über die Ostsee aus dem Osten nach Ostholstein kamen. Es entstand deshalb bald ein 3. Pfarrbezirk für Schwartau und etwas später ein 4. Pfarrbezirk für Cleverbrück, es blieb aber bei einer Gesamtgemeinde Rensefeld.

1946 bekam die Landeskirche Eutin einen Bischof als Leitungsperson. Gleichzeitig tritt die Landeskirche Eutin der Evangelischen Kirche in Deutschland bei.

Die Gründung der Rensefelder Kantorei durch den Organisten Lorenz Ketelsen erfolgte 1951, das 50-jährige Bestehen dieser Kantorei wurde unlängst  mit einem großen Konzert gefeiert.

Im folgenden Jahr wurde das heutige große Taufbecken aus Granit im Pfarrgarten gefunden. Da sich in einem Kreis um das Becken ein Steinring fand, wurde vermutet, wie vorhin schon gesagt, das sich an dieser Stelle bereits vor dem Bau der Kirche eine Taufkapelle oder ein offener Taufplatz befunden haben könnte. Der Taufstein stammt jedenfalls aus dem 12. Jh., möglicherweise stand er bereits in der Kirche von Alt-Lübeck. Die Gemeinde entschloß sich, den Stein in der Kirche aufzustellen, aber erst bei der Renovierung 1965 konnte dieser Plan umgesetzt werden.

1956 kommt dann das heutige Altarbild in die Kirche. Es wurde von einem Klein - Pariner gestiftet. Im nächsten Jahr ist die Kapelle auf dem Friedhof neu gebaut worden, sie wird heute noch benutzt.

Mit dem Jahr 1960 begann dann eine große Phase der Neubauten und Renovierungen in und um die Rensefelder Kirche, nachdem die Rensefelder Gemeinde in drei selbstständige Gemeinden aufgeteilt worden war. Es entstanden die Gemeinden in Schwartau, die die dritte Pfarrstelle erhielt, und in Cleverbrück, die die vierte Pfarrstelle bekam. Rensefeld und die Dörfer Parin und Kleinmühlen, die bis heute dazugehören, behielten zwei Pfarrstellen. Die Baumaßnahmen begannen mit dem Abriß des 1743 errichteten Pastorates und des im gleichen Jahr erbauten Pastorenwitwenhauses. Bis 1961 wurde an dieser Stelle das heutige Gemeindezentrum mit integriertem Pastorat errichtet.

Mit  der Renovierung der Kirche wurde 1964 begonnen. Das Dach der Kirche mußte komplett erneuert werden, wochenlang war das Gebäude oben offen, innen erhielt das Dach eine Eichenholzdecke, wie es vermutlich früher schon ausgesehen hatte. Teile des Mauerwerkes mußten verstärkt werden, vor allem im Turm, wo wie so oft schon seit 1694,  weite Teile brüchig geworden waren, und neu vermauert werden mußten. Bei dieser Gelegenheit erhielt der Turm eine neue Uhr, diesmal statt mit einem eckigen mit einem runden Zifferblatt. Es wurde nun endlich eine neue dritte Glocke aus Eisenguß gegossen und im Turm aufgehängt. Auf Bronzeglocken wurde damit ganz verzichtet, der Klang der drei Eisenglocken war und ist hervorragend. Die Sakristei und ein Osteingang wurden jetzt an die Kirche angebaut.

Im Inneren der Kirche gab es ebenfalls große  Veränderungen. Der alte Hochaltar wurde aus der Kirche entfernt, nur die vier Figuren blieben erhalten, sie stehen heute neben der Apsis, in einer Nische in der Taufkapelle sowie neben der Kanzel. Dafür wurde das nun wieder sichtbare Fenster in der Apsis hinter dem Altar neu gestaltet. Die farbige Bleiverglasung zeigt eine Darstellung des Abendmahles.  Die Empore an der Nordseite des Chores wurde entfernt und in dem dann wieder offenen Nordanbau konnte eine neue Taufkapelle gestaltet werden. Hier wurde dann der alte Granittaufstein aus dem Pfarrgarten auf einem alten Mühlstein aufgestellt , und erhielt damit einen würdigen Platz in der Rensefelder Kirche. Der alte Kanonenofen hatte mit dem Umbau ausgedient. Er mußte bisher immer am Samstag Abend von der Küsterin angeheizt werden, damit am Sonntag die Kirche zum Gottesdienst warm war. Das Bischofswappen wurde von der Nordempore an die Empore an der Südseite des Chores gehängt. Das Kruzifix mit der Figurengruppe wurde umgehängt, und zwar vom hinteren Teil des Chores in dessen vorderen Bogen. So entstand eine innen neugestaltete Kirche, die von Altem, nicht mehr zeitgemäßen geräumt wurde. Am 7. März 1966 fand mit der Konfirmation der erste Gottesdienst in der nun fertig renovierten Kirche statt.

1968 wurde dann eine neue Orgel für die Rensefelder Kirche gebaut, weil die alte Orgel nicht mehr zu reparieren war. Orgelbaumeister Paaschen aus Leck erhielt den Auftrag und im September 1968 konnte die Orgel in einem   festlichen Gottesdienst das erste Mal erklingen.  Die  Orgel   umfaßt   nun   zwei   Manuale  mit zusammen 20 Registern. Sie kostete die Gemeinde  61.500 DM.

1977 gründete die Landeskirche Eutin zusammen mit den Kirchen von Hamburg, Schleswig und Holstein die Nordelbische evangelisch - lutherische Kirche. Seitdem ist Eutin Kirchenkreis in Nordelbien, aber immer noch in den alten Grenzen.

In den siebziger Jahren wuchs die Rensefelder Gemeinde weiter an, neue Gebiete wurden erschlossen und bebaut, die Zahlen der Taufen und Konfirmanden stieg an, inzwischen sind es wieder weniger geworden, in den letzten Jahren zwischen 49 und 81, in diesem Jahr werden 45 Jugendliche eingesegnet.  Bis 1980 stieg die Zahl der Gemeindemitglieder auf über 6700 an, um danach zurückzugehen und seither zwischen 5500 und 6000 Seelen zu schwanken. Heute sind es aktuell 5495  Gemeindemitglieder.

1984 übernahm Pastorin Astrid Tank die erste Pfarrstelle als 34. Amtsinhaberin  seit der Reformation und 1. Pastorin überhaupt in Rensefeld. In diesem Jahr gab es bei 6009 Gemeindemitgliedern 31 Taufen, 15 Trauungen, 73 Beerdigungen sowie 23 Aus- und 19 Eintritte.

1987 ist die Kirche innen renoviert  und neu gestrichen worden. Außerdem wurde das Gemälde in der Apsis restauriert und auf neuen Glanz gebracht. Im folgenden Jahr war eine Reparatur der Turmuhr fällig.

Die Maueröffnung 1989 wirkte sich bis Rensefeld aus, als DDR - Bürger die Wartezeit auf ihr Begrüßungsgeld hier im Gemeindesaal verbrachten.

Im Jahr 1991 kommt Pastor Mathias Kiehn als 35. Pastor nach Rensefeld, und übernimmt die 3. Pfarrstelle, die  für 6 Jahre eingerichtet wird. Ein hölzernes Lesepult wurde 1993 angeschafft, ein Jahr später mußte die Orgel repariert werden. Die Holzfiguren des alten Hochaltares werden im Jahr 1996 restauriert.  1997 wird die 3. Pfarrstelle wieder gestrichen, aufgrund zurückgehender Mitgliederzahlen der Gemeinde. Pastor Kiehn übernimmt nach Pastor Rönndahls Weggang die 2. Pfarrstelle. Für 1999 ist von einer Spende zu berichten, mit der  Oblatenteller und -dose passend zum Kelch von 1685 angeschafft werden.

Ich komme zum  Schluß . 825 Jahre Kirche in Rensefeld, oder , wie wir gesehen haben sogar ein paar mehr, haben wir Revue passieren lassen. 825 Jahre bewegter Geschichte in der vieles geschehen und vieles erlebt wurde. In den Büchern stehen ja oftmals nur die Zahlen, die Anschaffungen oder die Baumaßnahmen. Wer weiß, welche menschlichen Schicksale dieser Kirche in Gedanken und Gebet anvertraut wurden, welche Lasten sie mitgetragen hat, wieviel Halt sie gegeben hat. Dem einmal in der Stille im Kirchenraum innerlich nachzugehen, wäre sicher lohnend. 825 Jahre sind  für ein Gotteshaus ein schönes Alter, vor allem wenn die Kirche wie hier in Rensefeld, noch fest und stabil steht. Ich möchte diese Rückschau schließen mit der Hoffnung, daß die Rensefelder Kirche noch mindestens weitere 825 Jahre überdauern möge, und Menschen in Ihr ihr geistliches Zuhause finden.

Ich danke für ihre Aufmerksamkeit.

Quellenangaben und Literaturverzeichnis

  • Helmhold von Bosau: Slawenchronik. Freiherr-vom-Stein Gedächtnisausgabe Bd. XIX; Darmstadt 1973  2.Aufl.
  • Arbeitskreis "27. Januar": Stationen der Erinnerung
  • Beseler, Hartwig (Hg.): Kunst-Topographie Schleswig-Holsteins; Neumünster 1969
  • Bremse, Uwe: Bad Schwartau in alter Zeit; Geiger Verlag Horbau-Neckar 1992
  • Bünz, Hartwig (Hg.): 800-Jahre Rensefelder Kirche. Festschrift zur 800-Jahrfeier der Kirche St. Fabian und Sebastian zu Rensefeld am 20. Januar 1977 de Cuveland, Helga: Der Taufengel; Hamburg 1991
  • Festschrift zum 50-jährigen Jubiläum der St.Fabian Kantorei
  • Gemeindeblätter des Rensefelder Kirchspiels:
    • Nr. 3   März 1922
    • Nr. 11 November 1924
    • Nr. 12 Dezember 1924
  • Graßmann, Antjekathrin (Hg.): Lübeckische Geschichte; Lübeck 1988
  • Grote, Hermann: Stammtafeln; Leipzig 1877
  • Horsdorf: Handschriftliche Aufzeichnungen über Arbeitsleistungen
  • Kirchenkreisarchiv: Unterlagen der Kirchengemeinde Rensefeld
  • Korber, Walter (Hg.): Kirchen in Vicelins Land; Eutin 1977
  • Lange, Ulrich (Hg.): Geschichte Schleswig-Holsteins; Neumünster 1996
  • Motschmann, Jens (Hg.): Kirche zwischen den Meeren; Heide 1981
  • Möller, Rudolf: Familienkundliches Jahrbuch Schleswig-Holstein, die Pastoren der ev. luth. Kirchengemeinde Rensefeld; Kiel 1992
  • Oldekop, Henning: Topographie des Herzogtums Holstein; Kiel 1908, Neudruck Kiel 1974
  • Posaunenchor Rensefeld: Festschrift zum 80-jährigen Jubiläum
  • Steen, Max: Alt Schwartau. Geschichte und Geschichten; Lübeck 1970
  • ders.: Bad Schwartau. Aus Vorzeit und Gegenwart; Lübeck 1973
  • Tank, Astrid: Chronik der Kirchengemeinde Rensefeld 1983-2001
  • Verein für Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte: Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte Bd. 1-5; Neumünster 1977