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Ev. Luth. Kirchenkreis Ostholstein – Synodenerklärung vom 5. Mai 2017

Vom 20. Juni bis 16. Juli 2017 wird in der Eutiner St. Michaeliskirche die Wanderausstellung der Ev.-Luth. Kirche in Norddeutschland „Neue Anfänge nach 1945? Wie die Landeskirchen Nordelbiens mit ihrer NS-Vergangenheit umgingen“ gezeigt. Aus diesem Anlass dankt der Ev.-Luth. Kirchenkreis Ostholstein denen, die sich darum bemühen, aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen, und all denen, die sich heute entschieden für die unverletzbare Würde jedes Menschen einsetzen und jeder Form von Diskriminierung anderer entgegentreten.

Wir sind besorgt über aktuelle populistische, fremdenfeindliche und völkische Äußerungen. Wir sind entsetzt über den weltweiten menschenverachtenden Terrorismus und andere demokratiefeindliche autoritäre und totalitäre Entwicklungen in einigen Staaten. Aufgrund der Erfahrung aus der deutschen NS-Geschichte sehen wir nicht weg, wenn die Freiheit und das Leben anderer bedroht werden, und stehen denen tätig bei, die als Flüchtlinge Schutz vor Verfolgung und Diskriminierung suchen.

Jeder Mensch ist zum Bilde Gottes geschaffen. Jeder Mensch ist ein unverwechselbares, geliebtes Geschöpf Gottes. Deshalb respektieren wir die Einmaligkeit und Freiheit jedes Menschen und pflegen eine Kultur des Dialoges und setzen uns für gewaltlose Lösungen in Konflikten ein.

Gott allein ist Richter unserer Welt, nicht wir. Das gilt auch im Blick auf die schuldbelastete Vergangenheit unserer Kirche. Wir alle sind Kinder unserer jeweiligen Zeit. Und im geschichtlichen Rückblick und damit im Wissen um die Folgen früherer Entscheidungen sehen wir heute klarer, wo man damals entschiedener hätte Widerstand leisten müssen, um Menschenleben zu retten und sich nicht mit schuldig zu machen.

Im Geiste der Selbstkritik, der Reue und Umkehr bitten wir Gott um Wachsamkeit, Klarheit und Zivilcourage. Es ist unser Auftrag, je an unserem Ort und soweit es in unserer Macht steht, durch die Verkündigung des Evangeliums von Jesus Christus zu einem friedlichen Zusammenleben aller Völker und Religionen und zur umfassenden Verwirklichung der Menschenrechte beizutragen.

Die Synode des Ev.-Luth. Kirchenkreises Ostholstein empfindet Scham darüber, dass sich die ehemaligen Evangelisch-Lutherischen Landeskirchen im Raum Ostholstein während der Gewaltherrschaft des Nationalsozialismus schuldig gemacht und zu menschenverachtenden Gräueltaten der Nazi-Herrschaft geschwiegen haben. Die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Eutin hat in den Nachkriegsjahren die Stuttgarter Schulderklärung nicht unterstützt, sich nicht eindeutig vom Unrecht distanziert und die eigene Rolle in der öffentlichen Unterstützung der Nazi-Ideologie bisher nicht kritisch aufgearbeitet. Sie hat sogar aktiv ideologisch belastete Pastoren in den Kirchenkreis aufgenommen ohne zu verlangen, dass diese sich deutlich vom nationalsozialistischen Gedankengut distanzieren.

Die Synode des Evangelisch-Lutherischen Kirchenkreises Ostholstein bittet all jene um Vergebung, die in ihrem Bemühen um die Aufarbeitung der NS-Vergangenheit in unserer Region durch Amtsträger unserer Kirche nicht nur zu wenig unterstützt, sondern sogar behindert wurden und teils erhebliche persönliche Nachteile in Kauf nehmen mussten. Wir danken ihnen für ihren Mut und ihre Aufrichtigkeit, Unrecht beim Namen zu nennen und mitzuhelfen, dass in Zukunft menschenverachtenden Ideologien von Anfang an entschieden entgegengetreten wird.

Den Text der Stuttgarter Schulderklärgung vom 18./19. Oktober 1945 finden Sie

HIER (es öffnet sich eine neue Seite).

Eine Einleitung und Hinführung zur Synodenerklärung finden Sie

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